Nach über elf Jahren Wartezeit ist es endlich soweit. Nintendo hat uns mit Mario Kart World nicht nur einen neuen Teil der erfolgreichsten Rennspiel-Reihe aller Zeiten beschert, sondern gleichzeitig auch den wohl wichtigsten Launch-Titel für die Nintendo Switch 2 geliefert. Der letzte eigenständige Ableger der Serie, Mario Kart 8, erschien bereits 2014 für die Wii U. Zwar bekam die Nintendo Switch mit Mario Kart 8 Deluxe im Jahr 2017 eine erweiterte Neuauflage, die sich über 70 Millionen Mal verkaufte und damit zu einem der erfolgreichsten Videospiele überhaupt wurde, doch ein wirklich neues Mario Kart blieb uns Nintendo Switch-Besitzern verwehrt. Das ändert sich nun mit Mario Kart World, das am 5. Juni 2025 exklusiv für die Nintendo Switch 2 erschien und direkt als Bundle mit der neuen Konsole angeboten wurde. Die Erwartungen waren dementsprechend gigantisch, schließlich musste Nintendo hier abliefern und zeigen, was die neue Hardware kann.
Doch kann Mario Kart World den brillanten Vorgänger übertreffen? Oder zumindest gleichziehen? Und was hat es mit dieser viel beworbenen offenen Welt auf sich, die Nintendo als große Innovation präsentierte? Wir haben uns für diesen ausführlichen Test wochenlang durch die Strecken gekämpft, sind im Knockout-Modus gescheitert und siegreich gewesen, haben die offene Welt erkundet und uns online in nervenaufreibenden 24-Spieler-Rennen bewiesen. Es folgt nun unser Testbericht zu Mario Kart World für die Nintendo Switch 2.
Das Konzept von Mario Kart World
An dieser Stelle würde man normalerweise über die Story eines Spiels sprechen. Doch wie bei fast allen Mario Kart-Teilen zuvor gibt es auch in World keine wirkliche Handlung. Keine dramatische Geschichte über ein gekidnapptes Peach, keinen bösen Bowser der mal wieder die Welt erobern will. Stattdessen dreht sich alles um das, wofür die Serie steht: Schnelle Rennen, chaotische Item-Schlachten und jede Menge Spaß mit Freunden. Dennoch hätte man sich hier durchaus etwas trauen können. Mit der offenen Welt hätte Nintendo die Möglichkeit gehabt, eine kleine Story zu erzählen, in der man beispielsweise verschiedene Charaktere herausfordern muss oder ein großes Turnier durch die Welt gewinnt. Andere Rennspiele wie Need for Speed oder Forza Horizon zeigen, dass sich Story und Open World durchaus vertragen. Doch Nintendo bleibt seiner Linie treu und setzt voll auf das Gameplay.
Was sich aber definitiv geändert hat, ist die Präsentation. Zum ersten Mal in der Geschichte der Serie sind alle Rennstrecken in einer einzigen, nahtlosen offenen Welt miteinander verbunden. Das klingt zunächst revolutionär und Nintendo bewarb dieses Feature auch als das große Alleinstellungsmerkmal von Mario Kart World. Die Idee dahinter: Man kann von Strecke zu Strecke fahren, ohne Ladezeiten, ohne Menüs. Alles fließt ineinander. Wer vom grünen Moo Moo Meadows zum tropischen Koopa Beach will, fährt einfach los. Zwischendurch durchquert man verschiedene Landschaften, passiert Städte, Wüsten, verschneite Bergregionen und gewaltige Vulkane. Auf dem Papier klingt das fantastisch und tatsächlich ist es auch beeindruckend zu sehen, wie abwechslungsreich diese Welt gestaltet wurde.
Grafik und Technik
Die Nintendo Switch 2 ist deutlich leistungsfähiger als ihr Vorgänger und das merkt man Mario Kart World an jeder Ecke an. Das Spiel sieht schlichtweg fantastisch aus. Die Strecken sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet und strotzen vor bunter Nintendo-Magie. Ob nun die weitläufigen grünen Wiesen von Moo Moo Meadows, die neonbeleuchteten Straßen von Toad City bei Nacht, die sandigen Dünen der Faraway Oasis oder die eisigen Pisten des Whistlestop Summit – jede Location hat ihren ganz eigenen Charme und wirkt lebendig. Passanten am Straßenrand winken einem zu, Toads treiben in ihren Geschäften Handel, und überall gibt es kleine Details zu entdecken, die das Nintendo-Universum zelebrieren.
Im Handheld-Modus läuft das Spiel in knackigen 1080p auf dem 7,9 Zoll großen Bildschirm der Switch 2 und sieht dabei einfach großartig aus. Die Farben leuchten dank HDR-Unterstützung, und das Display stellt selbst bei schnellen Rennen alles gestochen scharf dar. Verbindet man die Konsole mit dem Dock und einem 4K-fähigen Fernseher, wird das Spiel auf bis zu 4K hochskaliert. Hier muss man fairerweise sagen, dass es sich nicht um natives 4K handelt, doch dank intelligenter Upscaling-Technik sieht es trotzdem beeindruckend aus. Die Framerate liegt im Singleplayer bei stabilen 60 FPS, was für butterweiche Rennen sorgt. Allerdings, und das ist ein Kritikpunkt den viele Spieler und auch Fachmagazine angemerkt haben, bricht die Framerate im lokalen Splitscreen-Modus auf 30 FPS ein. Für ein Rennspiel im Jahr 2025 ist das schon ein wenig enttäuschend, auch wenn der Spielspaß darunter nicht zwangsläufig leidet. Wer seine Freunde zum gemeinsamen Zocken einlädt, wird sich aber sicherlich mehr flüssiges Gameplay gewünscht haben.
Die Charaktermodelle sind allesamt hervorragend animiert. Mario grinst zufrieden wenn er in Führung liegt, Bowser brüllt frustriert wenn er von einer roten Panzer getroffen wird, und Luigi… nun ja, Luigi macht Luigi-Dinge. Die Motion-Capture-Technik die Nintendo hier eingesetzt hat sorgt dafür, dass die Bewegungen natürlich wirken. Manche Charaktere, allen voran Prinzessin Peach, haben allerdings ein leicht übertriebenes Facial-Modeling bekommen, das nicht jedem gefallen dürfte. Das ist aber Geschmackssache. Insgesamt gehört Mario Kart World definitiv zu den schönsten Spielen auf der Switch 2 und zeigt eindrucksvoll, was die neue Hardware leisten kann. Einzig ein paar wenige Pop-in-Effekte in der offenen Welt trüben gelegentlich das ansonsten hervorragende Bild. Diese fallen aber nur auf, wenn man gezielt danach sucht.
Ein besonderes Highlight sind die dynamischen Wetterbedingungen und der Tag-Nacht-Zyklus. Fährt man durch die offene Welt, kann man beobachten wie sich der Himmel orange färbt wenn die Sonne untergeht, oder wie plötzlich ein Regenschauer einsetzt und die Straßen nass glänzen lässt. Diese Wetterwechsel beeinflussen übrigens auch das Fahrverhalten. Bei Regen rutscht man schneller weg, und in verschneiten Regionen muss man besonders auf Eisflächen achten. Das sind Details die das Renngeschehen lebendiger machen und zeigen, dass Nintendo hier wirklich alles gegeben hat um eine glaubhafte Welt zu schaffen.
Sound
Audiovisuell ist Mario Kart World eine absolute Wucht. Nintendo hat sich für den Soundtrack drei verschiedene Komponisten ins Boot geholt, und das hört man. Jeder Streckenabschnitt, jede Region der offenen Welt hat ihre ganz eigene musikalische Identität. Von fröhlich-verspielten Melodien in den grünen Wiesen über pumpende Elektro-Beats in den Neon-Städten bis hin zu epischen orchestralen Stücken in den Bergregionen ist alles dabei. Besonders gelungen sind die dynamischen Musikübergänge. Fährt man in der offenen Welt von einem Gebiet ins nächste, geht die Musik nahtlos ineinander über. Startet man ein Rennen, wird die Hintergrundmusik der Region zu einem eigenständigen Rennstrecken-Soundtrack transformiert. Das sorgt für ein unglaublich immersives Erlebnis und zeigt wie viel Arbeit in die Audio-Gestaltung geflossen ist.
Die Soundeffekte sind ebenso überzeugend. Das Driften auf Asphalt klingt anders als auf Gras oder Sand. Items haben ihre charakteristischen Geräusche, die man nach wenigen Runden sofort wiedererkennt. Wer einen roten Panzer hinter sich hören, weiß sofort: Ausweichen oder einen Stern schnappen, sonst wird’s kritisch. Auch die Fahrzeuggeräusche wurden differenziert gestaltet. Leichte Karts klingen anders als schwere, und wer mit einem Motorrad unterwegs ist, hört den charakteristischen Motorensound. Die Umgebungsgeräusche tragen enorm zur Atmosphäre bei. In den Städten hört man Menschenmengen, Durchsagen aus Lautsprechern und Verkehrslärm. Am Strand rauschen die Wellen, in den verschneiten Bergen pfeift der Wind.
Die deutsche Synchronisation ist erstklassig, auch wenn die Sprecher natürlich nicht viel Text haben. Die wenigen Kommentare und Anfeuerungsrufe der Charaktere sind jedoch liebevoll eingesprochen und passen perfekt zu den Figuren. Wer mag, kann natürlich auch auf den englischen O-Ton umschalten. Die Lautsprecher der Nintendo Switch 2 sind im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbessert worden und geben den Sound klar und kräftig wieder. Mit Kopfhörern wird das Klangerlebnis aber nochmal eine Stufe besser, gerade die Bassfrequenzen kommen dann richtig zur Geltung.
Gameplay – Zwischen Tradition und Innovation
Wer schon mal einen Mario Kart-Titel gespielt hat, fühlt sich in World sofort heimisch. Die Steuerung ist intuitiv und geht flüssig von der Hand. Mit dem linken Stick lenkt man sein Fahrzeug, mit A gibt man Gas, mit B bremst man, und mit den Schultertasten löst man Items aus oder driftet. Das bekannte Drift-Boost-System ist selbstverständlich wieder dabei und funktioniert genauso gut wie eh und je. In die Kurve gehen, Driften, Boost bekommen, Turbo zünden. Die Mechanik sitzt perfekt und sorgt für ein unglaublich befriedigendes Fahrgefühl. Nintendo hat hier nichts kaputt gemacht, sondern das bewährte System übernommen und minimal verfeinert.
Der klassische Grand Prix-Modus ist natürlich wieder mit von der Partie. Hier fährt man Cups mit jeweils vier Rennen und sammelt Punkte basierend auf der Platzierung. Insgesamt gibt es zum Launch 30 verschiedene Strecken, verteilt auf mehrere Cups. Die Strecken sind abwechslungsreich gestaltet und bieten sowohl bekannte Klassiker in neuem Gewand als auch komplett neue Locations. Von der Toad’s Factory über den Shy Guy Bazaar bis hin zum gefürchteten Rainbow Road ist alles dabei was das Fan-Herz begehrt. Allerdings, und das ist ein Punkt der durchaus Kritik verdient, haben viele Strecken aufgrund des Open-World-Konzepts nur noch eine einzige Runde statt der traditionellen drei. Stattdessen verbringen Spieler einen Großteil der Zeit damit, von einem Streckenabschnitt zum nächsten durch die offene Welt zu fahren. Was zunächst spannend klingt, entpuppt sich schnell als zweischneidiges Schwert. Zwar sieht man dabei viel von der Welt und die Übergänge sind nahtlos, doch gerade bei den klassischen Strecken wie Wario Stadium oder der Airship Fortress fühlt es sich an, als würde man zu wenig Zeit auf der eigentlichen, liebevoll gestalteten Strecke verbringen. Ein großer Teil der Rennen besteht aus dem Fahren auf geraden Verbindungsstrecken zwischen den Highlights. Das ist schade, denn gerade diese ikonischen Strecken hätten mehr Zeit im Rampenlicht verdient.
Die absolute Neuerung und für viele Spieler das Highlight von Mario Kart World ist der Knockout-Tour-Modus. Hier treten 24 Spieler gleichzeitig an und fahren nicht auf einer Strecke mehrere Runden, sondern durchqueren sechs verschiedene Streckenabschnitte die nahtlos ineinander übergehen. Das Besondere: Nach jeder Etappe werden die letzten vier Spieler eliminiert. Startet man also auf Platz 24, muss man nach der ersten Etappe mindestens auf Platz 20 sein, sonst ist man raus. Nach der zweiten Etappe müssen es Platz 16 sein, dann Platz 12, dann Platz 8 und schließlich kämpfen in der letzten Etappe nur noch vier Spieler um den Sieg. Das sorgt für unfassbar spannende Rennen, bei denen man konstant unter Druck steht. Man kann sich keinen einzigen Fehler erlauben, denn ein falscher Drift, ein gut platzierter roter Panzer eines Gegners oder ein Blue Shell kurz vor dem Checkpoint können das Aus bedeuten. Gleichzeitig ist der Modus wahnsinnig belohnend, denn wenn man es schafft sich durch 23 andere Spieler zu kämpfen und am Ende auf dem Podium zu stehen, fühlt sich das unglaublich gut an. Viele Spieler und auch die Fachpresse sind sich einig: Knockout Tour ist die beste Neuerung, die Mario Kart seit Jahren gesehen hat.
Dazu kommen die traditionellen Modi wie Zeitrennen, in denen man alleine gegen seine Bestzeiten und die Ghosts anderer Spieler antritt, und der Versus-Modus für lokale Matches. Auch der Battle-Modus ist wieder dabei, in dem man in speziellen Arenen gegeneinander kämpft statt zu rasen. Hier kann man Ballons klauen, Coins sammeln oder einfach so viele Gegner wie möglich mit Items abschießen. Der Battle-Modus macht besonders mit Freunden auf der Couch eine Menge Spaß, auch wenn er nicht ganz die Tiefe früherer Teile erreicht.
Items und Balancing
Mario Kart lebt von seinen verrückten Items, und auch World bringt einige Neuerungen mit. Neben den Klassikern wie rote und grüne Panzer, Bananen, Blitz, Blue Shell und Stern gibt es nun die Ice Flower, mit der man Gegner einfrieren kann, den Coin Shell, der sich mit der Zeit auflädt und mehrfach eingesetzt werden kann, die Hammer Bros. Hämmer, die man in hohem Bogen auf die Strecke werfen kann, und den Kamek Transformation Block, der Gegner vorübergehend in harmlose Objekte verwandelt. Ein besonders willkommenes Comeback feiert das Feather-Item aus dem Super Nintendo-Original, mit dem man einen gewaltigen Sprung machen kann um Abkürzungen zu nehmen oder gegnerischen Angriffen auszuweichen. Das Mushroom-Item, früher oft als nutzlos verschrien, wurde deutlich aufgewertet und gibt nun einen spürbaren Geschwindigkeitsschub der wirklich Distanz gut machen kann.
Allerdings, und hier scheiden sich die Geister, ist das Item-Balancing in World deutlich chaotischer als in früheren Teilen. Mit 24 Spielern auf der Strecke fliegen ständig Items durch die Gegend. Es vergeht kaum eine Sekunde ohne dass irgendwo ein Panzer einschlägt, eine Banane platziert wird oder ein Blitz alle trifft. Das sorgt zwar für spektakuläre Momente und viel Chaos, kann aber auch frustrierend sein. Gerade auf der höchsten Schwierigkeitsstufe, 150 CC, fühlt es sich manchmal an als würde man mehr Zeit damit verbringen, von Items getroffen zu werden, als tatsächlich zu fahren. Die Stun-Dauer nach einem Treffer wurde im Vergleich zu Mario Kart 8 Deluxe reduziert, doch durch die schiere Masse an Items auf der Strecke kann es trotzdem vorkommen, dass man kurz vor der Ziellinie von Blue Shell, Blitz und mehreren roten Panzern in Serie erwischt wird und vom ersten auf den letzten Platz durchgereicht wird. Das gehört zwar zu Mario Kart dazu und ist Teil des Charmes der Serie, doch in World fühlt es sich teilweise übertrieben an. Die nächst niedrigere Schwierigkeitsstufe, 100 CC, ist dafür fast schon zu einfach. Hier fehlt eine ausgewogene Mittellösung.
Die offene Welt – Viel Potential, wenig Umsetzung
Kommen wir zum wohl kontroversesten Aspekt von Mario Kart World: Der offenen Welt. Nintendo hat dieses Feature groß beworben und als Revolution für die Serie angepriesen. Doch nach mehreren Wochen intensiven Spielens muss man leider sagen: Die Umsetzung ist bestenfalls durchwachsen. Ja, die Welt sieht fantastisch aus. Ja, es gibt verschiedene Regionen zu entdecken. Ja, die nahtlosen Übergänge zwischen den Strecken sind technisch beeindruckend. Aber was macht man in dieser offenen Welt? Nicht viel, um ehrlich zu sein.
Im Modus „Freie Fahrt“ kann man die gesamte Welt ohne zeitliche Begrenzung oder Rennzwang erkunden. Das klingt zunächst verlockend. Man steigt in seinen Lieblingskart, wählt seinen Lieblingscharakter und düst einfach los. Man kann durch Städte cruisen, Bergpässe erklimmen, über Brücken rasen oder am Strand entlang fahren. Doch nach einer Weile stellt sich die Frage: Wofür? Es gibt zwar ein paar Sammelobjekte zu finden – P-Switches die man aktivieren kann, Münzen die man einsammelt, vereinzelte kleine Challenges – doch das war’s dann auch schon. Es gibt keine anderen Spieler in der freien Fahrt mit denen man spontane Rennen fahren könnte. Es gibt keine NPCs die einen zu Duellen herausfordern. Es gibt keine versteckten Strecken oder Geheimnisse die wirklich lohnenswert wären. Die offene Welt von Mario Kart World fühlt sich leer an. Sie ist hübsch anzuschauen, keine Frage, doch sie lädt nicht zum Verweilen ein.
Andere Open-World-Rennspiele wie Forza Horizon oder The Crew haben vorgemacht wie es geht. Dort gibt es überall Aktivitäten, spontane Events, andere Spieler mit denen man interagieren kann, Foto-Challenges, versteckte Autos zu entdecken und vieles mehr. Mario Kart World hingegen fühlt sich an wie eine wunderschöne, aber leblose Kulisse. Man fährt durch die Welt um von Rennen A zu Rennen B zu kommen, nicht weil die Welt selbst ein Ziel wäre. Besonders schade ist, dass man die freie Fahrt nicht mit Freunden im lokalen oder Online-Multiplayer genießen kann. Stattdessen ist man alleine unterwegs. Gelegentlich sieht man die Geister anderer Spieler herumfahren, doch interagieren kann man nicht. Das ist eine verpasste Chance. Wie cool wäre es gewesen, mit Freunden durch die Welt zu cruisen, spontane Rennen zu starten, Fotoshootings zu veranstalten oder einfach gemeinsam die Welt zu erkunden? All das ist nicht möglich.
Nintendo wird hier sicherlich mit zukünftigen Updates nachbessern müssen. Die Grundlage ist da, das Potential ist riesig, doch aktuell fühlt sich die offene Welt eher wie ein Gimmick an als wie eine echte Innovation. Man merkt, dass die Entwickler hier eine große Vision hatten, diese aber zum Launch noch nicht vollständig umsetzen konnten. Bleibt zu hoffen, dass kommende DLCs und Updates die Welt mit mehr Leben, mehr Aktivitäten und mehr Multiplayer-Optionen füllen werden. Die Parallelen zu Spielen wie No Man’s Sky oder auch Breath of the Wild drängen sich auf – Spiele die zum Launch ihr Potential nicht voll ausgeschöpft haben, aber mit der Zeit immer besser wurden.
Umfang und Wiederspielpotenzial
Zum Launch bietet Mario Kart World 30 Strecken, 50 Charaktere (von denen 18 erst freigeschaltet werden müssen), diverse Fahrzeugteile die man kombinieren kann, und die verschiedenen Spielmodi. Das klingt nach viel, doch im Vergleich zu Mario Kart 8 Deluxe, das nach all seinen Updates und DLCs 96 Strecken bot, wirkt das Angebot überschaubar. Natürlich kann man nicht erwarten, dass ein brandneues Spiel direkt mit dem Umfang eines mehrfach erweiterten Vorgängers mithalten kann, doch nach elf Jahren Wartezeit hätte man sich schon etwas mehr erhofft. Nintendo hat bereits angekündigt, dass regelmäßig kostenlose Updates und kostenpflichtige DLCs folgen werden, ähnlich wie bei Mario Kart 8. Die ersten DLC-Packs sollen bereits 2026 erscheinen und neue Strecken, Charaktere und möglicherweise auch neue Modi bringen.
Das Wiederspielpotenzial ist trotz des überschaubaren Launch-Inhalts hoch. Der Knockout-Tour-Modus alleine kann einen stundenlang fesseln, da jedes Rennen anders verläuft und der Nervenkitzel enorm ist. Auch das Freischalten aller Charaktere, Fahrzeugteile und Strecken-Ghosts im Zeitrennen-Modus bietet Langzeitmotivation. Der Online-Multiplayer funktioniert einwandfrei, die Matchmaking-Zeiten sind kurz, und die Netcode-Qualität ist überzeugend. Es gibt ein Ranking-System, das Spieler nach Können einteilt, sodass man meistens gegen Gegner auf Augenhöhe antritt. Wer Mario Kart liebt, wird auch in World hunderte Stunden verbringen können. Die Frage ist nur, ob das genug ist um den stolzen Preis von 79,99 Euro zu rechtfertigen.

Fazit zu Mario Kart World
Mario Kart World ist ein hervorragendes Rennspiel, das in vielen Bereichen brilliert. Das Fahrgefühl ist so gut wie eh und je, die Strecken sind abwechslungsreich und liebevoll gestaltet, die Grafik ist beeindruckend, und der Soundtrack ist erstklassig. Der neue Knockout-Tour-Modus ist eine fantastische Ergänzung, die für unglaublich spannende Rennen sorgt und wahrscheinlich vielen Spielern als Lieblingsmodus in Erinnerung bleiben wird. Technisch zeigt das Spiel eindrucksvoll, was die Nintendo Switch 2 leisten kann, auch wenn die 30 FPS im Splitscreen-Modus enttäuschen.
Doch Mario Kart World ist auch ein Spiel, das sein volles Potential noch nicht ausschöpft. Die offene Welt, als große Innovation beworben, fühlt sich zum Launch leer und unausgegoren an. Es fehlen Aktivitäten, es fehlt Leben, und vor allem fehlt die Möglichkeit, diese Welt mit Freunden zu erkunden. Auch der Umfang von 30 Strecken wirkt nach elf Jahren Wartezeit und angesichts des hohen Preises von knapp 80 Euro etwas mager. Das Open-World-Konzept führt zudem dazu, dass man auf vielen klassischen Strecken zu wenig Zeit verbringt, da ein Großteil des Rennens aus dem Fahren durch Verbindungsstraßen besteht.
Kann Mario Kart World den legendären Vorgänger Mario Kart 8 Deluxe übertreffen? Zum jetzigen Zeitpunkt: Nein. Dafür fehlt es an Umfang, an Ausgewogenheit beim Item-Balancing, und die offene Welt ist noch nicht das, was sie sein könnte. Ist Mario Kart World trotzdem ein verdammt gutes Spiel? Absolut! Wer die Serie liebt, wird auch hier viel Spaß haben. Der Knockout-Modus alleine ist den Kauf wert, und das grundlegende Mario Kart-Gameplay funktioniert nach wie vor hervorragend. Nintendo hat hier eine solide Basis geschaffen, die mit kommenden Updates und DLCs zu etwas wirklich Großem werden könnte.
Für Besitzer einer Nintendo Switch 2 ist Mario Kart World ein Pflichtkauf, alleine schon um das Potential der neuen Konsole auszureizen und weil es aktuell schlichtweg das beste Rennspiel auf der Plattform ist. Wer noch unsicher ist, ob er sich die neue Konsole zulegen soll, sollte vielleicht noch ein paar Monate warten bis Nintendo die offene Welt mit mehr Inhalten gefüllt hat und die ersten DLCs erschienen sind. Dann könnte Mario Kart World wirklich zu dem Meisterwerk werden, das viele Fans erhofft haben.
Nintendo hat bewiesen, dass sie auch nach über 30 Jahren noch wissen wie man einen hervorragenden Fun-Racer macht. Jetzt muss nur noch der nächste Schritt folgen: Die Vision der offenen Welt vollenden und Mario Kart World zu dem machen, was es sein könnte – das beste Mario Kart aller Zeiten. Das Potential ist da, die Grundlage steht. Jetzt liegt es an Nintendo, daraus etwas Unvergessliches zu machen.
Wertung: 8.0/10
Stärken:
- Hervorragender Knockout-Tour-Modus
- Fantastisches Fahrgefühl und bewährtes Gameplay
- Beeindruckende Grafik mit HDR-Unterstützung
- Erstklassiger Soundtrack mit dynamischen Übergängen
- Flüssiges Online-Matchmaking mit 24 Spielern
- Nahtlose Open-World-Integration der Strecken
- Umfangreiche Charakterauswahl (50 Fahrer)
- Stabile 60 FPS im Singleplayer
Schwächen:
- Offene Welt fühlt sich leer und wenig interaktiv an
- Nur 30 Strecken zum Launch (vs. 96 in MK8 Deluxe)
- 30 FPS im Splitscreen-Modus enttäuschend
- Item-Balancing teilweise zu chaotisch
- Hoher Preis von 79,99 Euro
- Klassische Strecken haben oft nur eine Runde
- Kein Multiplayer in der Freien Fahrt
- Fehlende Aktivitäten in der Open World
Technische Informationen:
Plattform: Nintendo Switch 2 (exklusiv)
Release: 5. Juni 2025
Entwickler: Nintendo EPD
Publisher: Nintendo
Genre: Fun-Racer, Kart-Rennspiel
Spieleranzahl: 1-4 (lokal), 2-24 (online)
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch u.v.m.
Preis: 79,99 Euro (Standard) / 509,99 Euro (Switch 2 Bundle)
USK: Freigegeben ab 0 Jahren
Speicherplatz: ca. 8 GB
Switch 2 Features:
- 1080p Handheld / 4K Dock-Modus
- 60 FPS Singleplayer / 30 FPS Splitscreen
- HDR-Unterstützung
- GameChat-Integration
- Maus-Steuerung mit Joy-Con 2 (optional)
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Q: Ist Mario Kart World besser als Mario Kart 8 Deluxe?
A: Mario Kart World bietet mit dem Knockout-Tour-Modus eine fantastische Neuerung und sieht technisch beeindruckend aus. Allerdings fehlt es zum Launch an Umfang (nur 30 vs. 96 Strecken) und die offene Welt ist noch nicht ausgereift. Für den vollen Preis ist MK8 Deluxe aktuell das bessere Gesamtpaket, aber World hat großes Potential für die Zukunft.
Q: Lohnt sich Mario Kart World zum Launch-Preis?
A: Für 79,99 Euro ist das Spiel durchaus teuer, besonders im Vergleich zu Mario Kart 8 Deluxe. Wer die Switch 2 ohnehin kauft und einen Launch-Titel sucht, macht nichts falsch. Geduldige Spieler warten besser auf den ersten DLC oder eine Preissenkung.
Q: Kann man Mario Kart World auch offline spielen?
A: Ja, das komplette Spiel ist offline spielbar. Für Online-Rennen, Zeitrennen-Ghosts und GameChat benötigt man eine Nintendo Switch Online-Mitgliedschaft.
Q: Wie viele Spieler können gleichzeitig spielen?
A: Lokal können bis zu 4 Spieler im Splitscreen spielen (30 FPS). Online sind in Rennen bis zu 24 Spieler gleichzeitig möglich.
Q: Wird es DLCs für Mario Kart World geben?
A: Ja, Nintendo hat bereits angekündigt, dass regelmäßig kostenlose Updates und kostenpflichtige DLCs erscheinen werden. Die ersten DLC-Packs mit neuen Strecken und Charakteren sollen 2026 kommen.
Q: Ist die offene Welt wirklich so enttäuschend?
A: Die offene Welt sieht beeindruckend aus und die nahtlosen Übergänge sind technisch top, aber es fehlen Aktivitäten und Multiplayer-Optionen. Für die Freie Fahrt ist man alleine unterwegs und es gibt wenig zu tun außer Sammelobjekte zu finden. Mit Updates könnte das besser werden.
Q: Brauche ich Mario Kart 8 Deluxe noch, wenn ich World habe?
A: Aktuell ja, denn MK8 Deluxe bietet deutlich mehr Strecken (96 vs. 30) und nach wie vor hervorragendes Gameplay. Beide Spiele ergänzen sich gut, und MK8 Deluxe läuft auch auf der Switch 2.
Q: Funktioniert mein alter Nintendo Switch Pro Controller mit Mario Kart World?
A: Ja, alle Nintendo Switch Controller (Pro Controller, Joy-Cons) sind mit der Switch 2 kompatibel und funktionieren auch mit Mario Kart World.










