Electronic Arts präsentiert mit EA Sports FC 26 die dritte Iteration seiner Fußball-Simulation nach dem FIFA-Lizenzverlust. Als 2023 die Trennung vom weltberühmten Namen vollzogen wurde, befürchteten viele einen Strahlkraftverlust. Doch EA bewies mit FC 24 und FC 25 bereits, dass der Name zwar Bedeutung besitzt, letztendlich aber das Gameplay entscheidet. Nun präsentiert sich FC 26 mit Community-getriebenen Verbesserungen, zwei unterschiedlichen Gameplay-Voreinstellungen und frischen Inhalten. Die zentrale Frage: Gelingt EA Sports abermals die Balance zwischen Innovation und bewährtem Spielprinzip?
Wer die Serienentwicklung verfolgte, weiß um die jährliche Herausforderung: Die Community erwartet Neuerungen bei gleichzeitiger Bewahrung des vertrauten Spielgefühls. Bei FC 26 implementierte man etwas Besonderes durch die Einführung zweier Gameplay-Voreinstellungen. Doch der Reihe nach.
Duale Gameplay-Philosophie
Die wohl spannendste Neuerung in FC 26 sind die beiden unterschiedlichen Gameplay-Presets. Mit dem Wettkampf-Gameplay und dem Authentischen Gameplay versucht man, zwei völlig verschiedene Spielertypen zu bedienen. Das Wettkampf-Gameplay ist für Online-Modi wie Ultimate Team und Clubs optimiert. Hier dominieren Geschwindigkeit und Dynamik, Pässe fliegen präziser, Torhüter-Abpraller fallen intelligenter aus und die Kontrolle wirkt direkter. Wer schnelle, actionreiche Matches bevorzugt, bei denen Reaktionsgeschwindigkeit und präzises Timing im Vordergrund stehen, findet hier sein Terrain.
Das Authentische Gameplay hingegen präsentiert sich fundamental anders. Beim ersten Anwerfen könnte man tatsächlich denken, die Sprint-Taste sei defekt. Der Geschwindigkeitsunterschied ist enorm spürbar und Durchbrüche durch gegnerische Abwehrreihen, wie aus Vorgängern bekannt, funktionieren nicht mehr. Stattdessen erfordern Torchancen ausgeklügeltes Herausspielen, Pässe besitzen höhere Fehleranfälligkeit und Positionsspiel wird signifikant wichtiger. Defensive Spieler halten sich stärker an ihre Positionen, Eckbälle haben realistischere Erfolgsquoten und Torraumkämpfe wirken wesentlich authentischer. Das fühlt sich tatsächlich nach echter Simulation an und dürfte vor allem Fans gefallen, die sich schon immer realistischeren Fußball wünschten.
Diese Zweiteilung ist durchaus mutig und funktioniert erstaunlich gut. Man muss sich aber darauf einstellen, dass FC 26 je nach gewähltem Modus ein völlig anderes Spiel sein kann. Für Offline-Modi wie die Karriere ist das Authentische Gameplay die bessere Wahl, während man im kompetitiven Online-Bereich mit dem Wettkampf-Gameplay besser aufgehoben ist.
Manager Live revolutioniert den Karrieremodus
Eine weitere Neuerung ist Manager Live, eine neue Content-Plattform für den Karrieremodus. Hier werden während der laufenden Saison verschiedene Szenarien und Herausforderungen eingebaut, die von wenigen Spielminuten bis zu mehreren Saisons reichen können. Mal gilt es nach einem hochkarätigen Transfer das Team neu zu formieren, mal startet man mit fünf Siegen in Folge in die Saison und muss den Schwung halten, oder man versucht sich am Triple. Diese Live-Challenges bringen tatsächlich Abwechslung in den Karrieremodus und fordern alle Facetten der Managerfähigkeiten. Für Spieler, die den Karrieremodus bisher als etwas eintönig empfanden, ist das definitiv eine Bereicherung.
Darüber hinaus wurden die Archetypen eingeführt, die sich an legendären Spielern orientieren. Diese definieren bestimmte Spielertypen und deren Fähigkeiten noch präziser und sorgen für mehr taktische Variabilität. Zusammen mit den erweiterten PlayStyles und Profirollen ergeben sich deutlich mehr Möglichkeiten, das eigene Team zu formen und unterschiedliche Spielstile umzusetzen.
Gameplay-Verfeinerungen im Detail
Abseits der großen Neuerungen hat EA auch an vielen kleinen Stellschrauben gedreht. Das Dribbling fühlt sich responsiver an, die KI-Positionierung ist intelligenter geworden und die Bewegungen wirken explosiver und schärfer. Torhüter reagieren natürlicher durch verbessertes Positionsspiel und lebensechtere Animationen. Die Abschaffung des Timed Finishing soll zudem dafür sorgen, dass unerfahrene Spieler leichter mit den Profis mithalten können. Ob das tatsächlich gelingt, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen, wenn sich die Meta etabliert hat.
Positiv hervorzuheben ist auch, dass EA auf das Community-Feedback eingegangen ist. Viele der Anpassungen sind direkte Reaktionen auf Wünsche und Kritikpunkte der Spielerschaft. Das zeigt, dass man bei Electronic Arts durchaus ein offenes Ohr für seine Spieler hat, auch wenn das nicht immer selbstverständlich ist.

Ultimate Team und Online-Modi
Der Ultimate Team-Modus bleibt auch in FC 26 das Herzstück für viele Spieler. Hier gibt es wieder zahlreiche Live-Events, Turniere im K.O.-Format und Duelle über mehrere Partien. Die neuen Cornerstones sollen für einen gelungenen Start in die Saison sorgen, und mit den Bounties gibt es zusätzliche Belohnungen, die den wöchentlichen Fortschritt beschleunigen. Der Umfang ist nach wie vor enorm und dürfte Fans des Modus für viele Stunden beschäftigen.
Bei den Online-Modi kann man wie gewohnt Saisons bestreiten oder im Club-Modus mit Freunden antreten. Die Mehrspielerkampagnen unterstützen bis zu acht Spieler und bieten damit ordentlich Potenzial für gemeinsame Spieleabende. Dazu gibt es Zeitlimits, damit sich die Partien nicht ewig hinziehen.
Authentizität und Lizenzen
Mit über 20.000 lizenzierten Spielern in mehr als 750 Clubs und Nationalteams, über 120 Stadien und 35 Ligen weltweit bietet FC 26 eine beeindruckende Bandbreite. Besonders erfreulich ist die Rückkehr der Allianz Arena, die seit FIFA 20 gefehlt hatte. EA hat mit dem FC Bayern München eine mehrjährige Partnerschaft abgeschlossen, was sich direkt auszahlt. Hinzu kommen zahlreiche neue Stadien wie das Hill Dickinson Stadium von Everton, das Stadio Diego Armando Maradona in Neapel oder das Chase Stadium von Inter Miami. Auch bestehende Arenen wie Stamford Bridge oder Fratton Park wurden für FC 26 überarbeitet.
Dass einige wenige Lizenzen fehlen, unter anderem die von AC Mailand und Inter Mailand, ist schade, aber mittlerweile zum Industriestandard geworden. Die Konkurrenz von Konami hat hier teilweise die Nase vorn, doch der Gesamtumfang bei EA ist dennoch beeindruckend.
Die Integration von Frauen- und Männerfußball ist vorbildlich. Mit Ligen wie der Frauen-Bundesliga, der Liga F, der Barclays FA Women’s Super League, der D1 Arkema und der National Women’s Soccer League ist die Auswahl groß. Dazu kommen noch die UEFA Women’s Champions League und weitere Wettbewerbe. Das zeigt, dass EA Sports hier mittlerweile sehr ernst macht und beiden Geschlechtern die gleiche Aufmerksamkeit schenkt.
Grafik und Sound
Technisch bewegt sich FC 26 auf dem gewohnt hohen Niveau der Reihe. Die Spielermodelle sind detailliert, die Stadionatmosphären authentisch und die Animationen flüssig. Kleinere grafische Verbesserungen sind erkennbar, auch wenn der Sprung zum Vorgänger nicht riesig ausfällt. Das ist aber auch nicht weiter tragisch, denn FC 25 sah bereits hervorragend aus.
Beim Sound gibt es ebenfalls wenig zu meckern. Die Kommentatoren leisten solide Arbeit, auch wenn man nach mehreren Stunden natürlich die ein oder andere Phrase häufiger hört. Der Soundtrack ist wie gewohnt vielseitig und deckt verschiedene Genres ab. Die Stadionatmosphären mit ihren Fangesängen tragen enorm zur Immersion bei. Hier merkt man, dass EA Sports großen Wert darauf legt, das Fußballerlebnis so authentisch wie möglich zu gestalten.
Umfang und Wiederspielwert
Der Umfang von FC 26 ist wie erwartet gigantisch. Ob Karrieremodus, Ultimate Team, Online-Saisons, Clubs oder die verschiedenen Turniere – hier wird man locker mehrere hundert Stunden beschäftigt sein, wenn man möchte. Die Manager Live-Challenges verlängern die Lebensdauer des Karrieremodus zusätzlich, und die beiden Gameplay-Voreinstellungen sorgen dafür, dass man das Spiel auf zwei völlig unterschiedliche Arten erleben kann.
Wer alle Facetten auskosten möchte, wird lange Freude an FC 26 haben. Die Frage ist nur, ob die jährlichen Veröffentlichungen wirklich nötig sind oder ob EA nicht besser fahren würde, alle zwei Jahre ein neues Spiel zu veröffentlichen und dazwischen Season-Updates zu bringen. Aber das ist eine grundsätzliche Diskussion über das Geschäftsmodell.
Kritikpunkte
So gelungen FC 26 in vielen Bereichen auch ist, es gibt durchaus Kritikpunkte. Die größte Schwäche ist sicherlich, dass der Titel gegenüber dem Vorgänger keinen gewaltigen Sprung macht. Viele Neuerungen sind eher evolutionär als revolutionär. Das Authentische Gameplay ist zwar ein interessanter Ansatz, doch ob es langfristig überzeugt, wird sich erst zeigen. Für Hardcore-Fans, die jedes Jahr die neueste Version kaufen, könnte der Innovationsgrad etwas zu gering sein. Wer FC 25 besitzt und nicht unbedingt die neuesten Kader und Trikots braucht, kann unter Umständen noch etwas warten.
Die Preisgestaltung ist ein weiterer Knackpunkt. Mit 79,99 Euro für die Standard Edition auf Konsolen und 109,99 Euro für die Ultimate Edition bewegt sich EA im oberen Preissegment. Dazu kommen noch die FC Points, die man für Ultimate Team kaufen kann. Das Monetarisierungsmodell ist nach wie vor aggressiv und dürfte nicht jedem schmecken.
Zudem fehlen nach wie vor einige Lizenzen, und die KI zeigt in manchen Situationen merkwürdiges Verhalten. Auch wenn hier Verbesserungen spürbar sind, ist noch Luft nach oben. Besonders im Authentischen Gameplay fallen gelegentlich unlogische Entscheidungen der computergesteuerten Spieler auf.
Fazit
EA Sports FC 26 ist ein solides Fußballspiel, das durch die beiden Gameplay-Voreinstellungen einen interessanten neuen Ansatz verfolgt. Die Möglichkeit, zwischen einem schnellen, arcade-lastigen Wettkampf-Modus und einer echten Simulation zu wählen, ist durchaus gelungen und dürfte verschiedene Spielertypen ansprechen. Manager Live bringt frischen Wind in den Karrieremodus, und die technische Präsentation sowie der Umfang sind wie gewohnt auf hohem Niveau.
Allerdings fehlt es dem Titel an wirklich großen Innovationen. Wer FC 25 besitzt und nicht unbedingt die neuesten Kader und Trikots braucht, kann getrost noch eine Weile warten. Für alle anderen, besonders für Gelegenheitsspieler oder Neueinsteiger, ist FC 26 aber definitiv eine Empfehlung wert. Der Spagat zwischen Arcade und Simulation ist gelungen, und das Gesamtpaket stimmt. Es ist kein Meilenstein, aber ein sehr gutes Fußballspiel, das über Monate hinweg beschäftigen kann.
Wer sich nicht sicher ist, sollte die EA Play-Testversion nutzen, die zehn Stunden Spielzeit bietet. So kann man beide Gameplay-Modi ausprobieren und selbst entscheiden, ob sich der Kauf lohnt. Für Fußballfans ist FC 26 jedenfalls eine sichere Bank, auch wenn der Name immer noch etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Bewertung: 8/10
Stärken:
- Zwei unterschiedliche Gameplay-Voreinstellungen für verschiedene Spielstile
- Manager Live bringt Abwechslung in den Karrieremodus
- Über 20.000 lizenzierte Spieler und 120+ Stadien
- Technisch auf hohem Niveau
- Rückkehr der Allianz Arena und viele neue Stadien
- Starke Integration von Frauen- und Männerfußball
- Responsiveres Dribbling und intelligentere KI-Positionierung
- Archetypen und erweiterte PlayStyles für taktische Tiefe
- Umfangreiche Ultimate Team-Inhalte
Schwächen:
- Keine großen Innovationen gegenüber dem Vorgänger
- Hoher Preis, besonders bei der Ultimate Edition
- Einige Lizenzen fehlen weiterhin (AC Mailand, Inter Mailand)
- KI zeigt gelegentlich merkwürdiges Verhalten
- Monetarisierung über FC Points bleibt fragwürdig
- Evolutionäre statt revolutionäre Entwicklung
- Authentisches Gameplay könnte manche Spieler überfordern










