Super Mario Galaxy + Super Mario Galaxy 2

Super Mario Galaxy 1 & 2 Test – Marios Weltraum-Meisterwerke

Mit Super Mario Galaxy und dessen direktem Nachfolger Super Mario Galaxy 2 wagte Nintendo einen kühnen Schritt: Den ikonischen Klempner ins Weltall zu schicken – und das ist keine Metapher. Ursprünglich für Wii entwickelt, wurden beide Titel für zeitgenössische Plattformen aufbereitet und ermöglichen damit zwei der einfallsreichsten Jump’n’Run-Erlebnisse der modernen Gaming-Ära zu erleben. Während zahlreiche Franchises in belanglosen Fortsetzungen versinken, demonstrierten beide Galaxy-Ableger seinerzeit, dass Innovation und präzises Gameplay-Design zeitlos bleiben. Die zentrale Frage heute: Bewahren Mario und seine kosmischen Eskapaden auch nach Jahren ihren Zauber, oder wirkt die Weltraumreise mittlerweile wie eine veraltete Jahrmarktsattraktion?

Klempner im Kosmos

Super Mario Galaxy etabliert eine vertraute Ausgangslage: Mario besucht das Sternenfest in Pilz-Stadt, als Bowser erscheint und – Schock – Prinzessin Peach entführt. Bis hierhin bekanntes Terrain. Doch diesmal lässt der Echsenmonarch nicht nur das Schloss verschwinden, sondern hebt das gesamte Bauwerk inklusive Peach ins Weltall. Nach einem dramatischen Auftakt landet Mario auf einem fremden Himmelskörper und begegnet Rosalina, der rätselhaften Betreuerin der Lumas – bezaubernde Sternwesen mit zentraler Bedeutung. Von ihrer Sternwarte aus beginnt Mario, Power-Sterne zu sammeln und Bowsers Vorhaben zu sabotieren.

Die Narration bleibt absichtlich simpel, doch genau darin liegt ihre Kraft. Nintendo eliminiert überflüssiges Beiwerk und fokussiert sich aufs Essentielle. Besonders Rosalinas Vergangenheit, die man sukzessive als Bilderbuch freigeschaltet erhält, überrascht mit unerwarteter emotionaler Resonanz. Hier zeigt sich, dass selbst in einem Mario-Spiel Raum für bewegende Momente existiert, ohne aufgesetzt oder deplatziert zu wirken.

Super Mario Galaxy 2 nimmt diese Zurückhaltung nicht ganz so ernst und präsentiert sich verspielter. Die Handlung ist noch minimalistischer: Bowser ist erneut riesig geworden (scheint ihm zu behagen) und hat wiederum Peach gekidnappt. Diesmal reist Mario nicht von einer Sternwarte, sondern mit einem lebendigen Planetenschiff in Mario-Form durch Galaxien. Die Story tritt hier stärker zurück, was dem Spielfluss keineswegs schadet – eher das Gegenteil.

Gameplay: Physik neu gedacht

Das wahre Fundament beider Titel ist das revolutionäre Gravitationskonzept. Nintendo hat physikalische Gesetze nicht schlicht ignoriert, sondern spielerisch neuinterpretiert. Mario bewegt sich auf kompakten Planetoiden, läuft deren Oberflächen entlang und wechselt konstant die Perspektive. Was zunächst desorientierend erscheint, funktioniert praktisch erstaunlich intuitiv. Die Kamera adaptiert sich intelligent und bietet stets optimale Blickwinkel.

Die Steuerung bleibt dem bewährten Mario-Prinzip treu: Springen, Sprinten, Stampfen – alles sitzt perfekt. Neu hinzugekommen: die Pirouetten-Attacke, mit der Mario sich rotierend durch die Luft wirbelt, Gegner ausschaltet oder Kristalle zerstört. Diese Bewegung wurde ursprünglich durch Wii-Remote-Schütteln ausgelöst, was damals durchaus Charme besaß, in modernen Portierungen aber elegant auf Tastendruck übertragen wurde.

Die Levelgestaltung macht beide Titel zu echten Meisterwerken. Jede Galaxie präsentiert vollkommen neue Ideen und Mechaniken. Einen Moment läuft Mario auf der Innenseite einer rotierenden Röhre, im nächsten springt er zwischen winzigen Planetoiden, nur um dann auf einem gigantischen würfelförmigen Planeten zu landen, dessen Gravitation sich je nach Seite unterschiedlich verhält. Die Kreativität scheint grenzenlos. Unterwasser-Passagen, Lava-Welten, Eis-Planeten und sogar Spielzeug-Galaxien existieren. Dabei wird kein Konzept überstrapaziert – kaum hat man sich an eine Mechanik gewöhnt, präsentiert das nächste Level bereits Neues.

Super Mario Galaxy 2 intensiviert die Ideendichte nochmals merklich. Die Entwickler haben sich erkennbar nicht zurückgehalten und alles implementiert, was beim ersten Teil möglicherweise gestrichen wurde. Yoshi feiert sein Comeback mit eigenen Fähigkeiten: Seine Zunge ermöglicht Schwingen an bestimmten Punkten, er kann Gegner verschlingen und spezielle Früchte fressen, die ihm temporäre Power-Ups gewähren. Die Verwandlungen aus dem ersten Teil kehren zurück – mal wird Mario zur Biene, mal zum Geist oder zur Feder. Diese Transformationen sind geschickt in Level integriert und verleihen Passagen zusätzliche Variation.

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Herausforderung mit Fingerspitzengefühl

Beide Galaxy-Teile bieten klug kalibrierte Schwierigkeitsprogression. Anfängliche Sterne sammelt man beinahe nebenbei, doch mit Fortschritt steigert sich der Anspruch. Besonders die sogenannten Prüfungs-Galaxien in beiden Spielen fordern präzises Timing und perfekte Sprungsequenzen. Hier trennt sich Spreu vom Weizen, doch frustrierend wird es nie. Nintendo beherrscht die Kunst, Herausforderungen zu kreieren, die fordern, aber fair bleiben.

Ein cleveres Feature: die Cosmic-Guide-Funktion, aktivierbar bei wiederholtem Scheitern in einem Level. Sie ermöglicht Überspringen schwieriger Passagen, ohne jedoch vollständige Belohnung zu gewähren. Das ist eine elegante Lösung zur Frustvermeidung bei gleichzeitiger Motivation für eigenständiges Meistern.

Super Mario Galaxy 2 erhöht die Schwierigkeitsschraube insgesamt und richtet sich stärker an erfahrene Spieler. Die Grünen Sterne, sammelbar nach Hauptstory-Abschluss, sind teilweise derart versteckt platziert, dass man Level mit völlig neuer Perspektive betrachten muss. Wer alle 242 Sterne (respektive 120 im ersten Teil) sammeln möchte, erhält ordentlich Content.

Audiovisuelles Feuerwerk

Technisch haben beide Spiele auch Jahre nach Erstveröffentlichung nichts von ihrem Charme eingebüßt. Der zeitlose Art-Style mit lebendigen Farben, klaren Formen und detaillierten Animationen wirkt auch gegenwärtig fantastisch. Die Planetoiden sind abwechslungsreich gestaltet, jede Galaxie besitzt eigene visuelle Identität. Besonders beeindruckend: Lichteffekte und flüssige Animationen, die selbst in hektischen Situationen nie stocken.

Doch die wahre Meisterleistung bildet der Soundtrack. Komponist Koji Kondo und sein Team schufen orchestrale Klänge, die perfekt zur kosmischen Kulisse passen. Vom epischen „Gusty Garden Galaxy“-Thema bis zu sanften, melancholischen Melodien in ruhigeren Passagen – die Musik trägt enorm zur Atmosphäre bei. Es sind genau diese Momente, in denen man innehält, sich umschaut und einfach die Komposition genießt. Die Soundeffekte sind ebenso stimmig: Marios Sprunggeräusche, das Einsammeln von Sternenteilen und unterschiedliche planetare Umgebungsklänge verschmelzen zu einem stimmigen Gesamtbild.

Super Mario Galaxy 2 baut auf diesem musikalischen Fundament auf und präsentiert erneut einen herausragenden Score. Manche Stücke sind Neuinterpretationen bekannter Mario-Melodien, andere vollkommen eigenständige Kompositionen. Beide Soundtracks gehören zweifellos zu den besten der Gaming-Landschaft überhaupt.

Galaxy 2 – Erweiterung oder Revolution?

Die Sequel-Frage lautet immer: Ist der Nachfolger nur „mehr vom Gleichen“ oder echte Weiterentwicklung? Bei Super Mario Galaxy 2 lässt sich das nicht eindeutig beantworten – und das ist vielleicht genau richtig. Das Spiel wirkt weniger wie eigenständige Fortsetzung, sondern eher wie erweiterte, optimierte Version des Originals. Die grundlegenden Mechaniken bleiben identisch, doch die Umsetzung ist konsequenter, fokussierter und in puncto Leveldesign noch ausgefeilter.

Manche vermissen die mystische Atmosphäre der Sternwarte und Rosalinas Geschichte, doch was man erhält, ist pures, verdichtetes Jump’n’Run-Gameplay. Super Mario Galaxy 2 ist weniger introvertiert, dafür spielerisch noch packender. Yoshi, neue Power-Ups und kreativere Levelstrukturen verhindern Ermüdungserscheinungen. Wer beide Teile konsekutiv spielt, wird durchaus das Gefühl bekommen, dass hier zwei Hälften eines größeren Ganzen vorliegen – und das ist keineswegs negativ gemeint.

Schlusswort

Nach all den Jahren zeigt sich: Super Mario Galaxy und Super Mario Galaxy 2 gehören zu den besten Jump’n’Runs aller Zeiten. Beide Titel demonstrieren eindrucksvoll, dass herausragendes Leveldesign, durchdachte Mechaniken und pure Spielfreude niemals altern. Die Gravitations-Mechanik war revolutionär und bleibt es im Grunde, weil sie so intuitiv und kreativ umgesetzt wurde. Nintendo implementierte hier nicht einfach eine technische Spielerei, sondern kreierte ein fundamentales Gameplay-Element, das jede Galaxie zu einem einzigartigen Erlebnis macht.

Beide Spiele ergänzen sich perfekt: Der erste Teil überzeugt mit stimmiger Rahmenhandlung und atmosphärischer Sternwarte, während der zweite mit noch dichterem Gameplay und unzähligen kreativen Einfällen punktet. Wer nur Zeit für einen hat, trifft mit beiden keine falsche Wahl – idealerweise gönnt man sich aber beide Abenteuer, denn gemeinsam bilden sie ein galaktisches Gesamtkunstwerk.

Die Portierungen auf moderne Plattformen haben den Spielen gutgetan. Höhere Auflösung und stabilere Framerate lassen die ohnehin wunderschönen Welten noch besser zur Geltung kommen. Lediglich die ursprüngliche Wii-Remote-Steuerung mit Zeigefunktionen wurde durch traditionelle Controller-Eingaben ersetzt, was aber hervorragend funktioniert und den Spielfluss nicht beeinträchtigt.

Was beide Titel auszeichnet, ist ihre zeitlose Qualität. Während viele Spiele nach Jahren veraltet wirken, fühlen sich die Galaxy-Abenteuer auch heute frisch und innovativ an. Das liegt daran, dass Nintendo nicht auf kurzlebige Trends setzte, sondern auf fundamentales Spieldesign, das einfach funktioniert. Präzise Steuerung, clevere Levelstrukturen und pure Erkundungsfreude – genau das macht gute Jump’n’Runs aus, und genau das liefern beide Galaxy-Teile in Perfektion.

Für Fans der Reihe sind beide Spiele ohnehin Pflichtkauf, aber auch Neueinsteiger dürfen sich auf zwei außergewöhnliche Abenteuer freuen. Super Mario Galaxy und Super Mario Galaxy 2 beweisen, dass Mario auch nach Jahrzehnten noch der unangefochtene König des Jump’n’Run-Genres ist – und das wird er wohl auch noch lange bleiben.


Bewertung: 10/10

Stärken:

  • Revolutionäres Gravitations-Gameplay, das auch gegenwärtig begeistert
  • Herausragendes, kreatives Leveldesign mit enormer Vielfalt
  • Wunderschöner orchestraler Soundtrack
  • Zeitloser Art-Style, der auch Jahre später besticht
  • Perfekt kalibrierte Schwierigkeitskurve für alle Spielertypen
  • Enormer Umfang mit zahlreichen Sammelobjekten
  • Beide Teile ergänzen sich ideal
  • Yoshi-Integration in Galaxy 2 mit eigenen Mechaniken
  • Intelligente Kamera-Anpassung

Schwächen:

  • Super Mario Galaxy 2 bietet wenig narrative Tiefe
  • Konsekutives Spielen beider Teile könnte leichte Redundanzen offenbaren
  • Ursprüngliche Wii-Remote-Steuerung bei Portierungen verloren
  • Cosmic-Guide könnte als zu einfacher Ausweg empfunden werden

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